Bluff ist die südlichste Stadt auf der Südinsel, sie ist eine Hafenstadt und eine der ältesten europäischen Siedlungen in Neuseeland. Hier wächst eine der Delikatessen Neuseelands, die berühmten Bluff Austern. In Stirling Point, dem Startpunkt des State Highway Nr. 1 (SH 1) steht das bekannte Hinweisschild, das heute unser Ziel und zugleich der Endpunkt unserer Wanderung durch Neuseeland ist.

Auch am letzten Tag unserer Wanderung haben wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang in Invercargill.

Bereits seit mehreren Tagen mache ich mir Gedanken, wie es wohl sein wird, wenn wir nach so langer Zeit unser Ziel erreichen werden. Doch ich weigere mich solchen Gedanken nachzuhängen und will es einfach auf mich zukommen lassen. Auch heute morgen erleben wir einen atemberaubenden Sonnenaufgang, so als ob der Himmel über Invercargill brennen würde. Gemeinsam mit Ruslan aus Moskau und Leah aus Florida nehmen wir die letzten 37 km unserer Wanderung in Angriff. Zunächst müssen wir zurück zum Trail, der dann für etwa 10 km einer Flussmündung folgt. Eine entspannende Wanderung durch das Feuchtgebiet, jeder von uns hängt seinen Gedanken nach, ich lasse  Erlebtes Revue passieren und erkläre Gisela was mich auf meinem langen Weg nach Riverton alles beschäftigt hat, versuche sie dan den wunderbaren Erlebnissen die ich hatte teilhaben zu lassen.

Von Invercargill nach Bluff, erster Abschnitt ist ein Estuary Walk.

Kurz vor Bluff

Auf dem weiteren Weg nach Bluff muss man sich dann wieder auf den Verkehr konzentrieren, denn die restlichen km müssen wir am Straßenrand des SH 1 wandern. An uns donnern unzählige LKWs vorbei und erstaunlicherweise auch enorm viele PKWs. Es sind wohl viele Touristen in Richtung Bluff in Richtung Sterling Point unterwegs sein. Da Bluff aber auch Ausgangspunkt für die Überfahrt nach Stuart Island ist werden wohl einige aus diesem Grund zum Hafen hin unterwegs sein.

Nach 4 Monaten und 13 Tagen sind wir in Bluff angekommen

Gegen 14:00 Uhr erreichen wir dann die Stadt Bluff, es herrscht eine seltsame Stimmung, jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Langsam erreichen wir Sterling Point, vor uns steht das bekannte Schild. Es kommt Freude auf, endlich sind wir da. Ich berühre das Hinweisschild als Zeichen dass wir angekommen sind, dann setze ich mich hin und genieße einfach den Augenblick. Es herrscht ein reges Kommen und Gehen, eigenartig. Für die vielen Touristen ist es wohl nur ein weiteres Fotomotiv auf ihrer Reise durch Neuseeland, für uns ist es zum Symbol, ein Schlussstrich, der Abschluss eines Projektes, das uns, Gisela und mich nun schon seit über vier Jahren begleitet und zusammen geschweißt hat. Es steigt ein Gefühl des inneren Friedens und der Ruhe in mir auf, ein Gefühl das ich für immer bewahren möchte. Lange sitzen wir alle da trinken gemeinsam Champagner und machen natürlich die obligatorischen Fotos.

Zum Schluss öffnen wir noch den Brief, den Gisela von unseren Freuden aus Whanganui für diesen speziellen Moment mit auf den Weg bekommen hat. Tief bewegt lese ich den Brief. Er enthält zwei Flusssteine (maori: pakore) aus dem oberen Whanganui River. Aus Tradition erhalten diese wunderbaren Schätze (maori: taonga) Namen. Meiner hat den Namen manawa nui, was soviel wie großes Herz bedeutet. Giselas taonga hat den Namen  wairua was soviel wie Geist, Seele bedeutet. 

Entspannt und zufrieden fahren wir dann mit dem Bus nach Invercargill zurück. Dort will Gisela zu einem Physiotherapeuten, dann werden wir in Ruhe unsere weitere Reise planen.