Der Whanganui River ist der drittlängste Fluss Neuseelands. Auf beiden Seiten des Flusses befinden sich naturbelassene Regenwaldgebiete und widerspiegelt wie kein anderer großer Fluss die Vielfalt Neuseelands. Der Fluss windet sich in unzähligen tiefen Schleifen, in tiefen, scharfkantigen Tälern durch den Regenwald.

Obwohl  Gisela nicht gerade ein Freund des Wassersports ist haben wir eine fünftägige Canoefahrt von Wakahoro nach Whanganui gebucht. Am 28. Dezember Kam nach der üblichen Einschulung dann das Erwachen, denn auf diesem Fluss mehrere Stromschnellen, die bei niedrigem Wasserstand schwieriger zu fahren sind als bei normaler Wasserführung, und wir hatten gerade recht niedrigen Wasserstand, da es schon seit 2 Monaten kaum mehr geregnet hatte. Aber nun gab es kein zurück mehr.
Am Fluss angekommen wurde die Ausrüstung nochmals überprüft, die Verpflegung in den Fässern wurde in den Canoes verstaut und festgezurrt. Alles nochmals schnell überprüft und schon ging es los. An einem kleinen Nebenfluss konnten wir Bekanntschaft mit unserem Sportgerät machen.

Bereits nach einigen 100 Metern waren wir am Whanganui River angelangt. Von nun an war die Strömung stärker und schon bald konnten wir in kleineren Stromschnellen Erfahrung für die noch kommendem größeren sammeln.
Die Fliessgeschwindigkeit wechselte sehr häufig, mal ging es gemächlich und dann wieder mit hoher Geschwindigkeit an den steilen Felswänden vorbei. Der Regenwald mit den oft sehr mächtigen Bäumen an den Felswänden war beeindruckend, das gleiten durch diese Landschaft herrlich.
Die Whanganui River Canoe Fahrt ist sehr beliebt, die Campingmöglichkeiten im oberen Flussabschnitt sind aber begrenzt, deshalb muss man die Camps im Voraus buchen. Die ersten beiden Tage waren recht angenehm. Am zweiten Tag erreichten wir Mangapurua Landing. Um mal wieder etwas Bewegung in den Beinen zu haben wanderten wir zur Bridge to Nowehre ein Zeugnis, aus dem frühen 20 Jhdt, für den vergeblichen Versuch die bewaldeten Hügel am Whanganui River zu besiedeln.

Am dritten Tag kam dann die Herausforderung, es waren einige schwieriger zu fahrende Stromschnellen zu meistern. Schon von weitem könnte man erkennen, dass wir die erste größere Stromschnelle erreicht hatten. Es standen Menschen auf den Sandbänken und beobachteten jeden der die Schwierigkeit zu meistern hatte. Applaus gab es für diejenigen, die ohne zu kentern hindurch kamen. Die ersten beiden Stromschnellen schafften wir ohne größere Schwierigkeiten, aber die dritte hatte es dann in sich. Es war eine Stromschnelle mit sog. stehenden Wellen bei niedrigem Wasserstand, den wir ja hatten. Wir zielten genau in die Mitte, wir waren schon fast durch, doch dann drifteten wir leicht nach rechts ab, ein Welle kippte das Canoe, sodass es sich mit Wasser füllte und schon waren wir gekentert. Am Ufer mussten das Wasser aus dem Boot und den Fässern leeren dann ging es weiterhin Richtung Pipiriki. Und kurz davor kenterten wir zum zweiten Mal weil ich nicht rechtzeitig in die Strömung einlenkte. Beide waren wir nun demoralisiert und wollten eigentlich die Canoefahrt hier beenden, so wie es alle anderen gemacht haben. Da wir aber bis Whanganui gebucht hatten mussten wir weiter, es gab keine andere Möglichkeit. Mutterseelenallein waren wir nun auf dem Fluss unterwegs, verunsichert und keine Ahnung was noch auf uns zu kommen wird. Nach einem Zwischenstop in Jerusalem paddelten wir weiter bis Matahiwi, wo wir am Marae unser Zelt aufschlagen durften.

Am 31. Dezember hatten wir nur einen kurzen Tag bis zur Downs Hut, wo wir Silverster feiern wollten. Anfangs dachten wir, dass wir die Hütte nur für uns ganz alleine haben werden, doch nach und nach trudelten weitere Te Araroa Hiker ein, sodass wir bis zum Schluss zu siebt waren.

Am 1. Januar mussten wir dann 45 km bis Whanganui paddeln. Die letzten 23 km des Flusses sind den Gezeiten ausgesetzt. Wir hatten Glück, denn als wir diesen Abschnitt erreichten setzte gerade die Ebbe ein, sodass wir mit der Strömung nach Whanganui paddeln konnten. Die letzten km waren dann trotzdem hart, wir konnten nach fünf Tagen kaum noch sitzen und waren heilfroh endlich am Whanganui Holiday Park angekommen zu sein.
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In Whanganui wurden wir bereits von Geoge und Rob erwartet. Nach einer traditionellen Maori Begrüssungzeremonie führten uns Rob und George durch ihren wunderschön und geschmackvoll angelegten Garten. Rob erklärte uns den tieferen Sinn und die Bedeutung verschiedener Objekte in der Maori-Kultur.
Wir genossen zwei sehr intensive Tage mit unseren neuen Freunden, lernten einen Teil ihrer Familie kennen und wurden richtig gefüttert, dass wir die nächste schwere Etappe durch die Tararua Range besser überstehen